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Das kleine 1x1 des Blogtextens - für Anfänger und alle, die es werden wollen

Aktualisiert: 17. Apr. 2022

Das wichtigste Werkzeug für einen gelungenen Blog-Artikel ist ein dickes Klebeband. So eines, das um Postpakete gewickelt wird. Meistens ist es braun und Sie haben bestimmt eine Rolle davon im Werkzeugkasten oder in einer längst vergessenen Schublade.

Messen Sie ein längeres Stück ab und trennen Sie es mit einer Schere von der Rolle. Kleben Sie es Ihrem Mitbewohner über den Mund. Jetzt, wo Sie endlich Ihre Ruhe haben, können Sie loslegen.


Das stille Schreib-Örtchen


Aber Spass beiseite. Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie sich wohl fühlen und Ihre kreativen Säfte fliessen. Wenn Sie Ruhe brauchen, gehen Sie in eine Bibliothek. Sind Sie eher der Typ, der nur mit Leuten um sich herum arbeiten kann, dann schreiben Sie in einem Café. Mir persönlich ist ein fahrender Zug am liebsten. Wichtig ist, dass Sie sich in die richtige Schreibstimmung bringen. Die passende Umgebung hilft Ihnen dabei.


Recherchieren, was das Zeug hält


Bevor Sie wild drauflos schreiben, sollten Sie möglichst viel über Ihr Thema herausfinden. Sie schreiben über Frisuren-Trends im Paris des 18. Jahrhunderts? Sie möchten Ihren Lesern zeigen, wie sie sich ganz einfach ein supertolles Kräutershampoo mischen? Tragen Sie so viel Informationen zu Ihrem Thema zusammen, wie Sie finden können. Google hilft Ihnen dabei. Ihr pensionierter Nachbar war früher ein berühmter Hair-Stylist in New York? Sprechen Sie mit ihm. Insights aus erster Hand sind spannend und machen Ihren Artikel individuell.


The Name of the Game – der Titel


Hier scheiden sich die Geister. Kümmern Sie sich zuerst um einen guten Titel oder machen Sie das, nachdem der Text steht? Egal, welche Variante Sie wählen: Ein guter Titel ist ultrawichtig. Denn beim Titel entscheidet der Leser, ob er sich überhaupt die Mühe machen soll, weiterzulesen. Ihr Titel sollte nicht nur knackig sein, sondern auch ganz eindeutig Ihre Zielgruppe ansprechen. Kann Ihr Leser mit dem Titel nichts anfangen, ist er schneller weg, als Sie „Kräutershampoo“ sagen können. Deshalb sollten Sie hier unbedingt Zeit und Köpfchen investieren. Sie möchten mehr darüber wissen? Wolf Schneider hat diesem Thema ein ganzes Buch gewidmet. Nach dieser Lektüre wissen Sie, wie Titel geht (Wolf Schneider; Die Überschrift).


Seien Sie wild und hemmungslos


Lassen Sie es raus. Schicken Sie Ihren inneren Kritiker auf einen Kurztrip in die Wüste und schreiben Sie drauflos. Und bloss keine Hemmungen: Hämmern Sie alles in die Tasten, was Ihnen zu Ihrem Thema einfällt. Die Ergebnisse Ihrer Recherche werden automatisch hineinfliessen. Sollte Ihr innerer Kritiker zu früh seine Nase durch den Türspalt stecken: Schicken Sie ihn wieder weg. Denn die meisten Schreibblockaden passieren genau in dieser Phase. Weil Sie es perfekt machen wollen. In diesem Schritt geht es aber nicht um perfekt – es geht um möglichst viel Material. Kürzen und Polieren machen Sie später. Und sollte sich Ihr Hirn tatsächlich mal aufhängen wie ein alter Kleiderbügel: Stehen Sie auf, laufen Sie rüber zur Küche oder bügeln Sie eins Ihrer Hemden. Sich bewegen oder kurz mal etwas anderes tun – das hilft Ihrem Oberstübchen wieder auf die Sprünge.


Warum Struktur wichtig ist


Sie haben geschrieben wie eine Wahnsinnige. Sie sind sogar in einen kreativen Rausch geraten. Jetzt halten Sie inne und schauen auf das Ergebnis: Ein atemloser Wortschwall ohne Punkt und Komma ergiesst sich über zwei A4-Seiten. Alles, was man über vegane Kräutershampoos wissen kann, steht da geschrieben. Es ist brillant. Aber Ihr Leser wird es nie erfahren – er wurde von Ihrer Wortwand erschlagen. Entweder liegt er jetzt ohnmächtig unter dem Tisch oder er liest gerade den Konkurrenzblog. Was Sie dagegen tun können? Das Zauberwort heisst Struktur. Machen Sie Abschnitte. Etwa sieben Zeilen pro Abschnitt dürfen es sein und schon kriegt Ihr Leser wieder Luft. Wenn Sie noch ein paar Zwischentitel einfügen, dann sind Sie ganz vorne mit dabei. Mit Zwischentiteln geben Sie dem Leser Orientierung und führen ihn geschickt durch den Text.


Weniger ist mehr


Haben Sie alles gesagt? Oder sogar schon zu viel? Suchen Sie Ihren Text nach Wiederholungen ab. Wenn Sie im ersten Satz gesagt haben, dass Ihr Kräutershampoo die Haare glänzen lässt, reicht das. Der Leser braucht nicht im nächsten Absatz zu erfahren, dass Ihre Shampoo-Behandlung die Haare sanft in der Sonne scheinen lässt. Sehen Sie irgendwo ein Adjektiv? Wenn es nicht dazu dient, eine Unterscheidung zu machen – die blonde Haarpracht und nicht die mahagonirote – dann raus damit. Warum? Das können Sie hier nachlesen: Tote Leichen, weisse Schimmel. Achten Sie auch darauf, keine zu langen Sätze zu machen. Wenn Sie einen Satz von 30 Wörtern Länge haben, versuchen Sie, ihn zu auf 20 Wörter zu kürzen. Oder machen Sie zwei Sätze daraus. Ihr Leser wird es Ihnen danken.


Wer nämlich mit h schreibt… Die Rechtschreibung


Ein felendes „h“ und der ganze Text ist hin. Die ganze Kompetenz, die Sie im Abschnitt über Frisuren der 80er Jahre gezeigt haben, wird Ihr Leser in Frage stellen, sobald er über einen Fehler stolpert. Entschärfen Sie dieses Minenfeld, indem Sie Ihren Text durch die Rechtschreibprüfung rattern lassen. So bringen Sie Ihren Leser unbeschadet bis zum Schluss der Lektüre.


Viel Erfolg!


Wenn Sie diese paar Grundregeln beachten, sollte einem tollen Blogpost nichts mehr im Wege stehen. Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir, wie Ihre ersten Versuche geklappt haben. Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg!


Ach ja, vergessen Sie nicht zum Schluss, Ihrem Mitbewohner das Klebeband wieder vom Mund abzuziehen….

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