Sich aus einer Schreibblockade zu befreien, ist nicht immer einfach. Doch es gibt Kreativtechniken, die helfen. Eine davon ist, sich zu beschränken - denn oft führen zu viele Ideen zum Stau im Kopf, und nicht, dass einem gar nichts einfällt.
In folgendem Text habe ich mich zum Beispiel auf das Wort «Wort» beschränkt. Zugegeben, für meinen Auftrag hat es mir genau nichts gebracht. Aber ich hatte zehn Minuten lang Spass.
Und den Spass am Schreiben wiederzuentdecken ist manchmal alles, was es braucht.
Sie müssen sich aber nicht auf ein Wort beschränken - ein Gegenstand, ein Bild oder eine bestimmte Person können genauso helfen, Ihre Gedanken zu kanalisieren. Los geht's.
Auf ein Wort
Wortlos ging sie an mir vorüber. Als sei ich eine Unbekannte, als hätten wir kaum mehr als ein Wort gewechselt. Hatte sie mich verwechselt und deshalb kein Wort gesagt?
- He! Auf ein Wort, rief ich, nie um eins verlegen. Obwohl es mir peinlich war. Wer weiss, vielleicht hatte ich auch schon zu viele verloren und suchte jetzt nach den richtigen.
- Warum so wortkarg? fragte ich. Du hast doch sonst einen reichen Wortschatz?
- Ach was, seufzte sie, mein Schatz ist nicht reich. Nicht einmal wortreich will er mehr sein.
Was für eine Wortklauberei, dachte ich. Dabei hatte es so romantisch angefangen mit den beiden. Semantik pur. Wortspiele, mehrmals am Tag. Doch irgendwann redete man nur noch ernste Wörtchen miteinander. Wie da so ist.
- Mir fehlen die Worte, antwortete ich. Steht es echt so schlecht?
- Ja, leider, sagte sie. Er will nicht mal mehr Worthülsen von mir. Dabei mag er doch Erbsen, Linsen und Bohnen. Bonmots sind sein Leibgericht!
- Du solltest ein Machtwort sprechen, sagte ich.
- Ja, sagte sie. Aber vielleicht geht es auch ohne letzte Worte. Er ist nämlich krank.
- Oh je. Sehr?
- Ja, sagte sie. Logorrhö. Endstadium.
Und so, nachdem ein Wort das andere gegeben hatte, zog jede ihrer Wege.