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Texteinstiege schreiben: Hören Sie auf Ihre Mutter

«Es ist was passiert!» sagte meine Mutter neulich zu mir am Telefon. «Dein Vater und ich sind heute Morgen mit dem Auto... »


Ich weiss ja nicht, wie das bei Ihnen und Ihrer Mutter ist. Aber wenn meine die Worte «passiert», «Auto» und «dein Vater» ausspricht, dann bringt das meine Blutdruckwerte in Bereiche, von denen meine Mutter sagen würde, ich solle zum Arzt – als jemand, der auf die 80 zusteuert, kennt sie sich damit aus.


Zudem bin ich voll Ohr. Und selbst wenn ich nicht wüsste, dass meine Mutter einen, sagen wir, eher impulsiven Fahrstil hat, habe ich genügend Infos, um den Fernseher leiser zu drehen und das Fenster zu schliessen, um keine Silbe von dem zu verpassen, was jetzt kommt.


Doch wie fangen viele Texte an?


«Laut der im August dieses Jahres erschienenen Studie des Bundesamtes für Statistik, für die über 3'425 Menschen aus 567 Haushalten befragt wurden, fahren immer mehr 80-Jährige…»


«Ab dem 20. November wird aufgrund des Beschlusses der konzernweiten, internen Arbeitsgruppe, bei der auch Vertreter der Geschäftsleitung mitgewirkt haben, die Büroheizung…»


Dass im ersten Fall immer mehr 80-Jährige selbst Auto fahren und im zweiten Fall die Büroheizung um ein Grad runtergedreht wird, werden die Leser nie erfahren.


Weil sie weggeklickt haben oder eingenickt sind nach einer solchen Valiumpille von Texteinstieg.


Ich bin sicher: Auch Ihre Mutter weiss, wie sie Ihre volle Aufmerksamkeit bekommt.


Bevor Sie also das nächste Mal in die Tasten hauen und einen ersten Satz raushauen wollen: Denken Sie an sie.

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