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Bindungs Angst: Die Einsamkeit der deutschen Substantive

Autorenbild: Jelena MartinelliJelena Martinelli

Waren Sie schon einmal getrennt? Dann wissen Sie, wie sich viele deutsche Substantive fühlen müssen.


Glaubt man der Statistik, wird in der Schweiz wieder mehr geheiratet: Während im Jahr 2021 rund 36‘500 Paare sich auf ewig banden (um Schiller zu bemühen), waren es ein Jahr später 4‘500 mehr.


Bei den Wörtern hingegen scheint Bindungsangst zu herrschen. Auch wenn es hierfür keine Statistik gibt, wird hier offenbar immer öfter getrennt als zusammengeführt.



Oh, Jeff... Roy Lichtenstein, 1964. Öl und Magna auf Leinwand.
Oh, Jeff... Roy Lichtenstein, 1964. Öl und Magna auf Leinwand.


Man liest Privat Kunden statt Privatkunden, Tourismus Regionen statt Tourismusregionen und es ist vom Logistik Knotenpunkt die Rede statt vom Logistikknotenpunkt, obwohl gerade beim Knotenpunkt einem die Verbindung ins Auge springen sollte.


Das Coronajahr hat inzwischen Eingang in den Duden gefunden, es gibt aber weiterhin Menschen, die die Krankheit (verständlicherweise) so weit wie möglich von sich fernhalten wollen – es müssen solche Menschen sein, die Corona Jahr schreiben.


Die korrekte Schreibweise im Deutschen


Zur Erinnerung, die Regel lautet: Zusammengesetzte Substantive werden im Deutschen zusammengeschrieben. Selbst wenn es sich teilweise oder ganz um Fremdwörter handelt.


Daher: Teambesprechung und Cashflowanalyse.

Wobei man zur besseren Lesbarkeit auch mit einem Bindestrich arbeiten darf – die Cashflow-Analyse (aber nicht Cash-Flowanalyse; ja, Sie würden sich wundern, was man als Korrektorin alles zu sehen bekommt).


Laut Duden ist die Zusammensetzung zweier Substantive zu einem neuen Wort sogar ein besonderes Kennzeichen der deutschen Sprache.


Wörter wie:


Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung


oder


Arbeiterunfallversicherungsgesetz



sind typisch deutsch.


Darauf sollten wir stolz sein (tatsächlich auch auf diese beiden).


Es gibt sogar deutsche Wörter, um die man uns im Ausland beneidet, weil es keine entsprechende Übersetzung gibt – wie Brückentag, Fingerspitzengefühl oder Geschmacksverirrung.


Auch der Trennungsschmerz gehört dazu.


Den sollten wir den Wörtern aber auf keinen Fall antun; lassen wir sie im Zweifelsfall also zusammen.

 

 

 




 
 
 

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